Daniel betreibt mit usox.org einen bekannten Bierblog. Es freut uns, dass er sich heute für ein Interview bereit erklärt hat.
Wie bist Du darauf gekommen, über Bier zu bloggen?
„Ich habe eine neue Nebenbeschäftigung gesucht nachdem ich aufgehört hatte, über Politik zu schreiben. Durch eine kurze, emotionale Diskussion an der Bartheke eines Lokals – es ging um gutes und schlechtes Bier – beschloss ich einfach, meinen Horizont zu erweitern und alle Biere, die ihren Weg zu mir nach Hause finden, zu rezensieren. Mir war damals (vor 6 Jahren) klar, dass es „da draussen“ noch viel mehr geben müsse als die paar Biere die man so kennt – und so war es auch :)“
Welches ist dein absolutes Lieblingsbier?
„Ganz ehrlich? Habe ich nicht. Siehe nächste Frage.“
Welche Biersorte trinkst Du am liebsten?
„Nach so vielen Jahren, die ich mittlerweile in Kontakt mit Bier bin, gibt es eigentlich keinen Lieblingsstil oder ein Lieblingsbier. Viel mehr suche ich mir das Bier passend zur Situation aus – sprich Stimmung, Essen, Wetter, whatever. Dafür habe ich auch vom hellen Weissbier über Ale/IPAs, Lager, Belgier bis hin zu Porter, Stouts und Sauerbieren immer im Haus und kann so spontan reagieren.“
Wie stehst Du zum Begriff „Craft Beer“?
„Den Begriff finde ich mittlerweile schlimm. So schnell wie er bei uns aufgetaucht ist, so schnell wurde er zu einem Marketing-Begriff der auf jeden Fall mit aufs Etikett muss. Auch sehe ich es ein wenig schade, dass gerade in Deutschland viele Leute unter „Craft Beer“ nur IPAs/Pale Ales verstehen. Dabei ist „Craft Beer“ in meinen Augen komplett unabhängig von Stilen oder auch der Art des Brauens – es kommt auf die Zutaten und die Brauer drauf an. Hochwertig müssen Wasser, Malz, Hopfen und Hefe sein – möglichst unbehandelt und so wenig wie möglich industriell bearbeitet. Und der Brauer muss mit Wissen, Herz und Leidenschaft bei der Sache sein, dann ist es auch egal ob der in nem 100 Liter Kessel selbst rührt oder eine vollautomatische 40HL Anlage die Arbeit übernimmt.“
Wo siehst Du die Bierbranche in fünf Jahren?
„Ehrlich gesagt? Nicht bedeutend anders als im Moment. Es werden sicherlich die ein oder anderen Brauereien auf den Zug aufspringen (wie es ja Bitburger, Becks, Köstritzer, etc schon getan haben) und Biere produzieren, die einer grossen Masse gefallen. Es wird auch mehr kleine, regionale Brauer geben die sich in ihrem Umfeld etablieren und darüber hinaus keine große Rolle spielen werden. „Craft“ wird weiterhin ein Nischendaseins fristen und muss auch erstmal erwachsen werden, d.h. es darf nicht nur als „Hipstergetränk“ zum Burger gesehen werden sondern muss auch in die Wohnzimmer der „normalen Bierfreunde“ – und zwar dauerhaft! Da haben Brauer, Getraenkehändler und nicht zuletzt diejenigen, die darüber schreiben und berichten, noch viel zu tun.“
Hast Du eine Meinung zum Reinheitsgebot?
„Ja, sogar mehr als eine. Ich versuche es zusammen zu fassen: Das Reinheitsgebot bedarf einer Renovierung. Es muss durchlässiger für gute, natürliche Zutaten werden und gleichzeitig undurchlässiger für die ganzen Zusatzstoffe die derzeit erlaubt sind. Dazu noch eine komplette Deklarierung aller verwendeten Stoffe aufs Etikett, fertig.“
Braust Du selbst? Falls ja, wie machst Du es? Was sind Deine Tipps für angehende Brauer?
„Ja, ich habe mit drei Freunden das Hobbyprojekt „Wampenbräu“ aufgezogen. Wir brauen als „gypsy brewer“ bei einer richtigen Brauerei nach unseren Rezepten, die wir in teils jahrelanger Arbeit als Hobbybrauer entwickelt haben und auch weiterhin im Monatsturnus in unseren Experimentalsuden entwickeln. Als Tipp sage ich nur: Bleibt neugierig!“
Was machst Du außerhalb der Bierbranche?
„Ganz kurz und knapp: Ich bin Software-Entwickler.“
Welche drei Biere sollte jeder einmal probiert haben?
„Da gibt es keine, denn Geschmäcker sind so ungemein subjektiv. Auf meinem Blog gibt es aber meine persönliche „Bestenliste“ der letzten Jahre. Dort verewige ich herausragende Biere die mich beeindruckten und die ich auch gerne immer wieder mal genieße.“