Hofbräu-Chef Michael Möller hat sich laut Welt dagegen ausgesprochen, dass es auf dem Oktoberfest Craft Bier geben sollte. Grund genug, das einmal zu diskutieren. Sollte es auf dem Oktoberfest Craft Bier geben?
„Bei diesen Bieren geht es um Genuss und nicht um Menge, […] Das hat auf der Wiesn nichts verloren. […] Auf dem Oktoberfest würde keines der neuen Craft-Biere funktionieren […] Das sind zwar geschmacklich hochinteressante Biere, aber die sind nicht darauf ausgelegt, größere Mengen davon zu trinken.“ So wird Möller in der Welt zitiert.
Das Image der Wiesn im Jahr 2015
Alle verdienen während des Oktoberfest wirklich gut und brauchen sich nicht zu beschweren: Die Hotels, die Brauereien, die Schausteller, die Taxifahrer und die komplette Gastronomie in München und Bayern. Viele Touristen sind vor oder nach ihrem Wiesn-Trip noch an einem anderen, ruhigen Ort in Bayern oder Deutschland und bringen damit wirklich eine Menge Geld nach Bayern und Deutschland. Da merkt man es gar nicht, wie sich das Image der Wiesn verändert hat: Von traditionellem bayrischem Volksfest zu einem riesigen Saufgelage. Sollten alle Beteiligten nicht einmal prüfen, wie es denn um das auswärtige Image des Oktoberfests steht? Meiner Einschätzung nach steht immer weniger die bayrische Tradition im Vordergrund sondern eher „Lots of Beer“. Momentan scheint noch alles in Ordnung zu sein, aber vielleicht ist auch gerade jetzt der richtige Zeitpunkt zum Eingreifen.
Maß oder Massen?
Hätte Craft-Bier wirklich keine Chance auf dem Oktoberfest? Crew Republic Gründer Mario Hanel schreibt auf seiner Webseite: „In ein paar Jahren wird es auf dem Münchner Oktoberfest eine CREW Republic Botschaft geben, selbstverständlich mit den Foo Fighters als Zeltband…“ Quelle. Das wird dann wohl nichts. Wobei, eigentlich ist es ja so: Das Thema wird diskutiert, die Welt hat es als so wichtig empfunden, dass man einen Artikel darüber geschrieben hat. Wer weiß – vielleicht gibt es nächstes Jahr bereits ein Karussell, das IPA oder Stout anbietet. Warum auch nicht? Es gibt Pils Bars und es gibt sogar Cocktails. Münchner Bier kann es ja trotzdem sein, zum Beispiel eben Crew Republic.
Craft Bier auf der Wiesn?
Ok, ich gebe zu: Auch ich kann mir kaum vorstellen, einem großen Publikum in einem der Hauptzelte ein 8 prozentiges Starkbier auszuschenken. Craft Beer ist in Massen tatsächlich noch unberechenbarer als das sowieso schon starke Wiesn-Bier. Vielleicht würde man auch gar nicht so viel trinken können, wenn der Geschmack intensiver wäre – das wäre gerade für die Wiesn-Wirte ein finanzielles Desaster. Wie sähe es aber in kleinen Zelten aus? Oder in den Bierkarussell- und Weißbierständen außerhalb der Zelte? Dort kann ich mir sehr gut ein Crew Republic vorstellen. Zwar zu absolut astronomischen Preisen, aber ich könnte es mir schon vorstellen.
Trend oder Entwicklung?
Vielleicht ändert sich aber auch die Welt nach nunmehr 500 Jahren und die Wiesn-Wirte verschlafen eine wichtige Entwicklung. Craft Bier wächst international. Bald wird vielleicht nicht mehr vom guten bayrischen Bier geredet, sondern von Industriebier und einem großen Saufgelage, weil man in Großbritannien und den USA längt nur noch Craft Bier trinkt. Die große Preisfrage ist, ob Craft Bier ein Trend ist oder eine nachhaltige Entwicklung. Zusammen mit Craft Bier könnte man nämlich durchaus das Oktoberfest wieder mehr mit „Genuss“ zusammenbringen. Schlecht für die Wirte, wenn man dann im Durchschnitt nur noch eine statt drei Maß trinkt. Aber keine Angst und für die Wirte vielleicht nicht unerheblich: Ein solches Premium Bier kann schon einiges kosten. Während keiner im Bierzelt Champagner bestellt, könnte man hier hochpreisige Produkte guten Gewissens verkaufen – denn es ist ja immer noch Bier. Die Bedienung muss für das gleiche Geld weniger laufen, die Kundschaft ist weniger schnell betrunken oder gibt für das gleiche Bier mehr aus. Das mal aus finanzieller & Marketing-Sicht.
Zusammengefasst: Vorteile von Craft Bier auf dem Oktoberfest
- Der Genuss und das bewusste Trinken rücken wieder mehr in den Vordergrund. Statt „Einer Maß“ bestelle ich ein bestimmtes Bier und bekomme dann wieder ein Gefühl dafür, dass es sich um ein Qualitätsprodukt handelt.
- Nicht nur bayrische Tradition, sondern auch Innovation werden nach außen präsentiert. Das Bier-Land Bayern verschläft den großen Trend nicht.
- Craft Bier und bayrische Tradition widersprechen sich nicht. Nehmt nur einmal Schneider Weisse mit seinen Tap-Bieren oder Crew Republic – beides Münchner Brauereien. Oder die Giesinger Brauerei?
- Die Leute wollen Craft Bier!
Wie ist Eure Meinung dazu? Sollte es Craft Bier auf dem Oktoberfest geben? Falls ja: Wo?
Update: Auch die Beerkeeper haben darüber geschrieben